Der offizielle Sitz Olmützer Bischöfe und Erzbischöfe, der Platz, durch den die Geschichte ging, das Gebäude, das viele berühmte Persönlichkeiten gastierte – dies alles ist der Erzbischöfliche Palast in Olmütz, ein bedeutendes Beispiel der barocken Palastarchitektur in Mähren.
Mit dem Bau des ursprünglich Renaissancepalasts auf dem Platz, wo sich heute die Residenz befindet, begann der Bischof Stanislaus Thurzo am Anfang des 16. Jahrhunderts und das Werk setzten dann seine Nachfolger fort. Der Dreißigjährige Krieg und der Brand im Jahre 1661 beschädigten ziemlich das Gebäude und der Bischof Karl II. von Liechtenstein-Kastelkorn ließ die Residenz in den Jahren 1664 bis 1669 im Barockstil umbauen und grundlegend erweitern. Sein heutiges Aussehen gewann das Objekt während des Umbaus nach dem Brand am Anfang des 20. Jahrhunderts.
Das zweistöckige Gebäude mit reich verzierter neobarocker Vorderseite und mit drei barocken Portalen umringt zwei geschlossene Höfe. Im ersten Palaststock blieben einige Repräsentationssäle mit reicher Rokoko-, Empire- und Neobarock-Dekoration sowie ein historisches Mobiliar erhalten.
Eben diese Räumlichkeiten wurden zum Schauplatz einer Reihe von bedeutenden historischen Ereignissen – im Jahre 1805 berieten in ihnen der russische Zar Alexander und der österreichische Kaiser Franz vor der Schlacht bei Austerlitz, im Jahre 1848 dankte hier der österreichische Kaiser Ferdinand V. der Gütige ab und sein Neffe Franz Joseph I. wurde inthronisiert und im Jahre 1850 wurde im Palast ein wichtiges Friedenabkommen zwischen Österreich und Preußen sog. Olmützer Punktation abgeschlossen.
Die Repräsentationsräume gastierten jedoch auch andere berühmte Personen, z.B. die Kaiserin Maria Theresia, den Pariser Erzbischof Jean Kardinal Verdier, den Papst Hl. Johannes Paul II. oder die Präsidenten T. G. Masaryk, Edvard Beneš, Václav Havel und seine Nachfolger. Die Säle bilden auch den Hauptteil des für die Öffentlichkeit zugänglichen Rundgangs, zu dem außer anderen auch der Raum für kurzfristige Ausstellungen gehört.
Der Erzbischöfliche Palast ist also ein einzigartiger Komplex, der von der Geschichte und von Persönlichkeiten geschaffen wurde, die dem Palast eine authentische und lebendige Atmosphäre eines historischen Raums verliehen haben. Der Palast diente und dient auch heute noch als Lebensraum, und die Einrichtungsgegenstände wurden im Kontext der damaligen Nutzung und in dem authentischen Raum, für den sie geschaffen wurden, erhalten. Obwohl die historischen Säle durch Exponate ergänzt werden, handelt es sich um eine einzigartige Sammlung, die nicht nur eine künstliche und gruppierte Museumsausstellung ist. Vielmehr fügen sich ihre Räume in den Kontext von Wohnsiedlungen wie Burgen und Schlössern ein, die ihre eigene historische Kontinuität und Fluidität im Laufe der Zeit haben. Ihr Preis wurde über viele Jahrhunderte hinweg durch die einzigartige Geschichte und die Ereignisse, die sie geprägt haben, gestaltet.